Um die Wende vom 19. ins 20. Jahrhundert waren auch in Birkmannsweiler die wirtschaftlichen Verhältnisse alles andere als günstig. So wie in vielen anderen Ortschaften war der Weinbau nicht mehr lohnend zu betreiben. Reblaus und auftretende Krankheiten im Weinbau, veraltete Rebsorten, schlechte Preise beim Absatz der Weinmengen und feucht-kühle Jahre setzten den Weinbergen zu. Überall dort, wo die klimatischen Bedingungen nicht optimal waren – wie eben auch in Birkmannsweiler – gab man den Weinanbau auf. Die Landwirtschaft sah im aufkommenden Obst- und Beerenanbau bessere Chancen, zumal die Böden an den Hängen dafür geeignet waren. Dass sich die Umstellung auf Obstbau als wichtige Erwerbsquelle vorteilhafter bewältigen ließ, wenn man Wissen und Erfahrungen austauschte, wurde allgemein entdeckt. Deshalb gründete man Obstbauvereine. Mit der Umwandlung der Rebhänge in den Streuobstanbau änderte sich auch das Orts- und Landschaftsbild. Alte Postkarten belegen dies. In Birkmannsweiler wurde der letzte Weinberg im Jahr 1940 gerodet.
Im Jahr 1906, als Württemberg noch ein Königreich war, wurde von engagierten Obstbauern der Obstbauverein Birkmannsweiler gegründet. Er setzte sich die Förderung des Obst- und Beerenanbaus in Birkmannsweiler zum Ziel. Den Schwaben sagt man ja nach, dass sie dann, wenn mehr als 7 Menschen zusammen kommen, einen Verein gründen. So dürfte es auch hier gewesen sein. Ganz Genaues weiß man über den Gründungsbeschluss nicht, das Wenige auch nur aus Überlieferungen und dürftigen Aufschrieben. Bestätigt ist, dass die Herren
Heinrich Andrä, Schneidermeister
Ludwig Andrä, Bauer, mitten im Dorf
Wilhelm Aupperle, Wagner, mitten im Dorf
Robert Krauter, Bauer, oben im Dorf
Heinrich Schwarz, Bauer, mitten im Dorf und
Karl Übele, Bauer, mitten im Dorf bei den Gründern waren.
Vermutlich gehörten auch Johannes Kögel, Fritz Kögel,
Matthäus Klöpfer und Karl Layer dazu, sie sind als erste Obst- und Beerenanbauer vermerkt.
In den Jahren 1906 bis 1923 scheint der Verein sehr aktiv gewesen zu sein. Nachweislich nahm eine größere Gruppe im Jahr 1912 am Landwirtschaftlichen Bezirksfest in Winnenden teil und „errang in der Abteilung Sammlungen“ ein Diplom. Es war damals üblich, sowohl Kirschen- als auch Apfelbäume unveredelt zu pflanzen. Auf diese Wildlinge oder Stammbildner wurde dann die gewünschte Edelsorte aufgepfropft. Im Obstbauverein lernten die Mitglieder das Pfropfen. Im Dorf sprach man vom „Kirschbäumen emden“. In den Weinberglagen wurden hier hauptsächlich Kirschen gepflanzt. Auch ist bekannt, dass im Jahr 1912 Heinrich Schwarz und Ernst Schwarz die neuen Kirschensorten „Glemser“ und „Weberstoffele“ auf der hiesigen Markung veredelten. Bis 1946 wurde ein Baum im Gewand Stuhl gezeigt, von dem man ab 1912 die Veredelungsreiser geschnitten hatte.
1920
Die ersten Kirschbäume werden gepflanzt.
1925
Der Verein gehörte selbstverständlich und unauffällig zum Ortsgeschehen und zur Landwirtschaft. Er war immer mit dabei und unterstützte auch die anderen Vereine bei deren Festen mit Grünschmuck usw.. Ende 1931 hatte der Verein 25 Mitglieder. 1934 beschaffte der Verein die erste Baumspritze und wurde per Dekret in den zentralen Reichsnährstand als „Ortsfachgruppe – Obstbau Birkmannsweiler“ eingegliedert. Allerdings wurde der Verein formell nicht aufgelöst. Im Jahr 1937 fand der erste Blütenrundgang statt.
Beratung beim Baumschnitt, beim Einsatz von Dünge- und Spritzmitteln und bei der Vermarktung des Obstes waren immer die Hauptaufgabe des Vereins. Von Oberamtsbaumwart Otto Strobel wurden im ganzen Oberamt Waiblingen Erfassungsstellen (Sammelstellen) für Obst und Beeren eingerichtet. In Birkmannsweiler und in den Berglen organisierte dies Wilhelm Bihlmeyer. Er beauftragte die geeigneten Fuhrunternehmer mit dem Transport der Waren zu den regionalen Märkten. Nach dem II. Weltkrieg wurde eine zusätzliche Erfassungsstelle bei Adolf Frank eingerichtet. Auf direktem Wege belieferte man auch die Winnender Süßmostkelterei Hummel.
Die Chronik des Vereins berichtet, dass 1939 der Verein über die Darlehenskasse die erste Motorspritze beschaffte.
In den Jahren 1939 bis 1945 fanden keine Aktivitäten statt.
Am 21. Februar 1947 fanden sich frühere Mitglieder und junge Leute aus Birkmannsweiler zur ersten Hauptversammlung der Nachkriegszeit zusammen und wählten Adolf Frank zum 1. Vorsitzenden, Friedrich Kögel wurde Schriftführer und Friedrich Krauter Kassier. Der Verein übernahm wieder die früheren Aufgaben und beteiligte sich auch innerhalb des Kreisobstbauverbands. So wurden 1948 im Rathhaus eine Bezirkskirschenschau durchgeführt, weitere Obst- und Beerenausstellungen in Nachbarorten wurden in den Folgejahren durch Beteiligung des Vereins unterstützt. 1952, 1958 und 1962 fanden weitere Kirschen- und Beerenausstellungen in Birkmannsweiler statt. Schwerpunkt beim Beerenanbau waren Kirschen, Erdbeeren und Johannesbeeren, ansonsten Tafel- und Mostobst.
Auch dem Vogelschutz galt die Aufmerksammkeit, 1954 wurden 100 Nistkästen beschaft um den Bestand der heimischen Vögel zu sichern. Diese Aktion wurde 1970 mit 120 Nistkästen wiederholt. Zwischenzeitlich gibt es eine Arbeitsgruppe um Gerhard Haller vom OGV und Mitglieder der Kultur- und Heimatvereinigung. Es werden allerlei Dinge zum Vorgelschutz, Insektenschutz und zur Dekoration hergestellt und Verkauf. Der Erlös kommt gemeinnützigen Organisationen in Birkmannsweiler zugute. Auch der Imkerei wurde Beachtung geschenkt, die Mitglieder wurden über bienenunschädliche Spritzmittel informiert. Der Verein bot seinen Mitgliedern aber nicht nur fachliche Hilfe an, auch hatten Geselligkeit und Vereinsausflüge ihren festen Platz im Vereinsleben. Bilder und Protokollberichte geben davon Zeugnis.
Mitte der Sechziger-Jahre wendete der Verein seine Aufmerksamkeit stärker als zuvor der Gartenpflege und -gestaltung zu. Dies wurde ein sehr gut angenommenes Aktionsfeld der Vereinsarbeit, das seither ständig an Bedeutung gewinnt. Er erweiterte den Vereinsnamen auf Obst- und Gartenbauverein Birkmannsweiler.
Es spricht für den guten und harmonischen Geist des Vereins, dass seine Funktionsträger und Beisitzer sehr lange ihre Ämter begleiteten. Über 50 Jahre erfüllten die Vorstände Adolf Frank, Martin Bihlmaier und Willy Bihlmeyer dies in vorbildlicher Funktion.
Im Jahr 1972 hatte der Verein 38 Mitglieder und der Mitgliedbeitrags wurde auf 3,00 DM Mitglied/Jahr erhöht.
1976
Stand des OGV bei einer Ausstellung in Berglen-Oppelsbohm.
Ausflug nach Belzen-Mössingen.
1977
Januar, Schnittlehrgang beim Buchenbachhof.
24.07. Ausflug ins Salzbergwerk nach Bad Friedrichshall nach Jagstfeld, Bad Wimpfen mit Neckarfahrt.
1978
70-Jahrfeier des OGV mit Ausstellung.
Ausflug nach Heidelsheim (Rheinland Pfalz) mit Besichtigung der Obstanlagen.
1979
26.08. Ausflug nach Michelbach am Wald, Öhringen-Waldenburg und Kochertalbrücke.
Beim 90-jährigen Jubiläum vom OGV Winnenden im Jahr 1979 beteiligte sich der Verein mit einer Ausstellung zum Thema "Krankheiten bei Kirschen".
1980
27.04. Ausflug zur Insel Mainau
06.10. Ausflug zur Gartenschau nach Ulm.
1981
Zur 800 Jahrfeier von Winnenden hat der OGV den Festwagen mitgestaltet.
12.07. Ausflug zur Landesgartenschau Baden-Baden und Bundesgartenschau Kassel.
1982
Obstschwemme, Sammelstelle in Birkmannsweiler und Warteschlange vor Naturella (2018 Ernteband) in Winnenden.
Vom OGV wurde ein Familien und Unterhaltungsabend in der Buchenbachhalle veranstalltet.
1983
Ausflug nach Gammelshausen am Albtrauf mit Besichtigung einer Kirschenanlage.
1984
Beim Festzug des Gesangvereins nimmt der OGV mit verschiedenen Umzugswagen teil.
1985
Hatte der Verein 100 Mitglieder und feierte am 14.07. sein 75-jähriges Jubiläum mit eine großen Kirschen- und Beerenschau in der Buchenbachalle. Unterstützt durch die Obstbauvereine von Breuningsweiler und Winnenden wurde eine Jubiläumsschau aufgebaut, untermalt durch Lieder des Gesangvereins Frohsinn.
1986
Ausflug zur Gartenschau nach Freiburg. Der Verein ist auf 108 Mitglieder angewachsen.
1987
Gestaltete der Verein den Festumzug der Freiwilligen Feuerwehr Birkmannsweiler mit.
Die "Giesser" Paul Schwarz und Richard Braun.
Am 30.8. fand ein Ausflug zur Burg Trifels bei Annweiler (Pfalz) statt
1988
Blütenwanderung mit anschließender Hocketse beim Bienenstand von Gerhard Schwarz.
Ausflug zum Teichenhäuserhof und Schertelshöhle.
1989
Jubiläumsausstellung des OGV Winnenden in Höfen, Stand vom OGV Birkmannsweiler
17.09. Fahrt nach Augustenberg, Schweigen (Weintor) und nach Eisenhüttenstadt in der Steiermark.
1990
Wird mit 56 Mitglieder des Vereins ein Weiterbildungskurs für den Pflanschutz Sachkundenachweis besucht. Die Sammelstelle für Beeren und Kirschen wird in Birkmannsweiler geschlossen.
1994
Wird die Mostobstsammelstelle in Birkmannsweiler geschlossen und der Mitgliedbeitrags auf 10,00 DM Mitglied/Jahr erhöht.
1997
Zur Einweihung der Aussegnungshalle spendet der OGV eine Sitzbank vor der Halle.
1998
Vorständewechsel, von links neuer Vorstand Karl Klöpfer, alter Vorstand Martin Bihlmaier.
Der OGV wird Mitglied in der Kultur- und Heimatvereinigung Birkmannsweiler.
2003
Wurde das neue eigene Logo von Werbegrafiker Erwin Hertle aus Birkmannsweiler entwickelt, das dem Selbstbewusstsein des Vereins Ausdruck gibt.
Früher wurde das Logo des Landesobstbauverbandes verwendet, ergänzt um den Namenszusatz.
Vorständewechsel, neuer Vorstand Werner Maiwald, alter Vorstand Karl Klöpfer.
2004
Die Vereinssatzung wird überarbeitet und neu gefasst.
Der Verein wird ins Vereinsregister eingetragen und trägt seitdem den Zusatz "e.V.".
Am Umzug der 700-Jahrfeier von Birkmannsweiler nimmt der OGV mit einem Festwagen zum Thema "Obst und Gemüse" teil.
Die Jahreshauptversammlung des KOV-Waiblingen findet in der Birkmannsweilerhalle statt.
An der Buchenbachhalle wird ein neuer Schaukasten des Vereins aufgehängt.
2006
100-Jähriges Jubiläum.
Dem Verein gehören 140 Mitglieder an. Für sie und andere Interessenten organisiert er regelmäßig Unterweisungen im Pflanzenschnitt, Sortenwahl, Pflanzenschutz, Düngung und zur Gartengestaltung. Regelmäßig werden auch Fachberater des Landratsamts Rems-Murr zu Rate gezogen. Rundgänge durch Hausgärten und durch die Fluren im Frühjahr zur Blütenzeit und im Sommer kurz vor der Ernte gehören zum festen Programm und enden meistens mit gemütlichem Zusammensein. Der Verein beteiligt sich selbstverständlich am kulturellen und öffentlichen Leben, an Vereinsfesten und Jubiläen in Birkmannsweiler bzw. der Stadt Winnenden und ist meistens verantwortlich für den Grün- und Blumenschmuck und für die Mitgestaltung des Tags des Baumes.
Die Projekte "Obstbaum-Lehrpfad" und "Obst- und Gartenbaulehrgarten" werden begonnen.
2010
Vorständewechsel, von links neuer Vorstand Heinz Egner, alter Vorstand Werner Maiwald.
2011
Bei der Einweihung des Dorfplatzes präsentiert sich der OGV mit einem Informationszelt
2013
75-Jahre VFR-Birkmannsweiler, der Verein kümmert sich um den Grünschmuck bei der Veranstaltung.
2015
Das Projekt "Förderprogramm Streuobstwiesen" wird gestartet.
Vorständewechsel, neuer Vorstand Wulf Hanke, alter Vorstand Heinz Egner.
2016
Onlineschaltung der vereinseigenen Homepage.
Am 23.04.2016 beteiligt sich der OGV beim Naturkunderundgang „Naturparadies Giesübel“ von der K&H mit den Stationen Streuobstwiesen, Wildbienen sowie zum Thema Mähen.
Ab November bietet der OGV seinen Mitgliedern einen Akku Hochentaster zur Miete an.
2017
Im März wurde das Projekt "Obst- und Gartenbaulehrgarten" von 2006 beendet.
Für das Grundstück wurde ein Pachtvertrag mit einer Laufzeit bis zum 31.03.2027 abgeschlossen mit dem Ziel den Garten als Informations- und Veranstaltungsplatz zu nutzen.
2020
Ein durch die Coronapandemie verursachtes viel zu ruhiges Vereinsjahr.
Anders als geplant konnten in diesem Jahr nur der Winterschnittkurs und die Mitgliederversammlung stattfinden.
2021
Wieder ein Corona Jahr. Durch ständig wechselnde Vorschriften in der Corona-Verordnung des Landes Baden-Würtemberg ist ein planen nicht möglich.
2022
Bis auf den Winterschnittkurs konnten in diesem Jahr wieder alle Veranstaltungen "normal" durchgeführt werden.
Mit dem Team Strategie und M&A der Fa. Kärcher wurde im Novemder eine Pflanzaktion durchgeführt und 8 neue Obstbäume im Obstbaumlehrpfad gepflanzt.
Der Sommerhock wurde zum ersten mal im Vereinsgarten durchgeführt.
2024
Durch starke Regenfälle über Berglen wurde unser Vereinsgelände am 03.06.2024 überflutet.
Eine Wiederholung von Starkregen fand am 26.06.2024 statt. Unser Vereinsgelände wurde zum 2. Mal überflutet.